Was bedeutet Brennweite?
Die Brennweite ist eine optische Eigenschaft des Objektivs. Sie wird in Millimetern angegeben und beschreibt den Abstand zwischen dem optischen Zentrum des Objektivs und dem Kamerasensor bzw. der Filmebene. Da bei der Messung auf Unendlich fokussiert wird, bleibt die physische Länge des Objektivs unberührt – ein 50-mm-Objektiv hat immer eine Brennweite von 50 mm, unabhängig davon, ob es an einer Vollformat- oder Crop-Kamera montiert ist.
Die Brennweite lässt sich auf dem Objektivtubus ablesen und ist Teil der Bezeichnung, z. B. „24–70 mm“ bei einem Zoomobjektiv oder „85 mm“ bei einer Festbrennweite. Wichtig ist, dass die Brennweite in erster Linie den Bildausschnitt bestimmt: längere Brennweiten liefern einen engeren Blickwinkel, während kurze Brennweiten einen weiten Bildausschnitt abdecken.
Wie beeinflusst die Brennweite das Bild?
Blickwinkel und Bildausschnitt
Je länger die Brennweite, desto enger ist der Bildwinkel und desto größer erscheint das Motiv im Bild. Ein 200-mm Teleobjektiv „holt“ weit entfernte Motive nah heran und füllt den Rahmen. Umgekehrt sorgt eine kurze Brennweite wie 16 mm für einen sehr weiten Blickwinkel – ideal für Landschaften – während das Motiv kleiner wirkt.
Brennweite, Perspektive und Bildwirkung
Die Brennweite beeinflusst primär den Bildwinkel, also wie viel von der Szene das Objektiv erfasst – lang für Teleobjektive (enger Bildwinkel), kurz für Weitwinkelobjektive (weiter Bildwinkel). Perspektive im fotografischen Sinne bedeutet, wie Objekte in Relation zueinander erscheinen – z.?B. wie groß etwas im Vergleich zu weiter entfernten Objekten wirkt. Diese Perspektive wird ausschließlich durch den Standpunkt der Kamera bestimmt, also wie nahe oder weit entfernt du dich vom Motiv befindest – nicht durch die Brennweite selbst. Das häufige Phänomen, dass Weitwinkelaufnahmen „übertrieben perspektivische“ Effekte zeigen (Objekte im Vordergrund sehr groß, Hintergrund weit entfernt) oder Teleaufnahmen den Hintergrund „zusammenquetschen“, entsteht dadurch, dass man bei Weitwinkel meist näher ans Motiv herantritt, und bei Tele länger weiter weg bleibt – nicht direkt wegen der Brennweite.
Kurz gesagt: Die Brennweite sorgt für den Bildausschnitt, nicht für die Perspektivwirkung. Die Perspektive ändert sich nur, wenn du deinen Aufnahmeabstand änderst.
Tiefenschärfe
Die Brennweite hat Einfluss auf die Tiefenschärfe. Kurze Brennweiten bieten in der Regel eine größere Tiefenschärfe, sodass sowohl Vorder- als auch Hintergrund scharf wiedergegeben werden. Teleobjektive erzeugen eine geringere Tiefenschärfe und ermöglichen eine stärkere Freistellung des Motivs, vor allem in Kombination mit großer Blendenöffnung.
Sensorgröße und Crop-Faktor
Da die Brennweite eine Eigenschaft des Objektivs ist, bleibt sie unabhängig vom Kameratyp gleich. Allerdings beeinflusst die Sensorgröße das Sichtfeld: an einer Crop-Kamera wird der erfasste Bildausschnitt beschnitten. Die äquivalente Brennweite errechnet sich aus der realen Brennweite multipliziert mit dem Crop-Faktor (z. B. 50 mm × 1,6 = 80 mm bei einer Canon-APS-C-Kamera). Ein 50-mm-Objektiv wirkt an einer Crop-Kamera daher wie ein 80-mm-Objektiv an einer Vollformatkamera.
Objektivtypen: von Weitwinkel bis Tele
Die meisten Objektive lassen sich anhand ihrer Brennweite in Kategorien einteilen:
- Superweitwinkel (< 24 mm): Extrem großer Bildausschnitt und hohe Tiefenschärfe. Ideal für Architektur- und Innenaufnahmen, wobei Verzerrungen bewusst eingesetzt werden.
- Weitwinkel (24–35 mm): Für Landschaften, Reise- und Reportagefotografie geeignet. Sie bieten einen weiten Blickwinkel bei moderater Verzerrung und guter Tiefenschärfe.
- Normalobjektive (40-60 mm): Entsprechen etwa dem Blickfeld des menschlichen Auges. 50 mm liefern natürliche Proportionen und eignen sich für Straßen- und Alltagsfotografie.
- Teleobjektive (70-200 mm): Verkürzen die Perspektive und bringen entfernte Motive näher. Sie werden für Porträts (85-135 mm) und Sport-/Wildlife-Fotografie eingesetzt. Je länger die Brennweite, desto schmaler der Bildwinkel und desto stärker die Kompression.
- Supertele (> 300 mm): Speziell für Tier- und Sportfotografie, wenn das Motiv weit entfernt ist; der Bildwinkel ist extrem eng.
Außerdem wird zwischen Festbrennweiten und Zoomobjektiven unterschieden. Festbrennweiten besitzen eine feste Brennweite und überzeugen durch kompakte Bauweise, hohe Lichtstärke und oft bessere Bildqualität. Zoomobjektive decken mehrere Brennweiten ab und sind vielseitig einsetzbar – ideal, wenn du mit nur einem Objektiv verschiedene Bildwinkel abdecken möchtest.
Welche Brennweite wofür?
Die Wahl der Brennweite hängt vom Motiv ab. Einige Beispiele aus der Praxis:
- Porträtfotografie: Für schmeichelhafte Proportionen und ein schönes Bokeh empfehlen sich Brennweiten zwischen 50 und 135 mm. 85 mm ist ein klassischer Porträt-Allrounder.
- Landschafts- und Architekturfotografie: Weite Szenen, Berge oder Skylines setzt du mit 15-24 mm Weitwinkel in Szene. Sie erfassen ein breites Sichtfeld und schaffen Tiefenwirkung.
- Produkt- und Makrofotografie: Für detailreiche Nahaufnahmen eignen sich Makro- oder Normalobjektive. Je nach Motiv sind 50-80 mm üblich, bei sehr kleinen Objekten können längere Makroobjektive sinnvoll sein.
- Sport- und Wildlife-Fotografie: Entferntere Motive erfordern längere Brennweiten. Teleobjektive von 200 mm aufwärts holen das Geschehen nah heran und ermöglichen detailreiche Aufnahmen.
FAQ
Welche Brennweite entspricht dem menschlichen Auge?
Das Sichtfeld des menschlichen Auges entspricht ungefähr einer Brennweite von 50 mm. Diese „Normalbrennweite“ liefert natürliche Proportionen und eine Perspektive, die dem subjektiven Sehen sehr nahe kommt.
Ist eine hohe Brennweite das gleiche wie ein starker Zoom?
„Zoom“ beschreibt die Möglichkeit, die Brennweite zu verändern. Eine hohe Brennweite bedeutet nicht automatisch mehr Zoom – ein 200-mm-Teleobjektiv mit fester Brennweite hat keinen Zoom, während ein 24?70 mm?Zoomobjektiv variable Brennweiten abdeckt. Entscheidend ist also, ob das Objektiv als Zoom?Objektiv konstruiert ist.
Wie finde ich die richtige Brennweite für Reisen?
Reise-Fotograf:innen schätzen vielseitige Zoomobjektive wie 24-105 mm, da sie von Weitwinkel bis leichtes Tele reichen und viele Situationen abdecken. Wenn du leichter reisen möchtest, bietet ein lichtstarkes Festbrennweitenobjektiv wie ein 35 mm oder 50 mm eine hochwertige, kompakte Alternative.