Kennst du das? Du fotografierst einen schönen Moment – aber das Bild ist verwackelt, zu dunkel oder überbelichtet. Die Automatik der Kamera kann helfen, aber sie nimmt dir auch die kreative Kontrolle. Wer die volle Kontrolle über Licht und Gestaltung will, muss das sogenannte „Belichtungsdreieck“ verstehen. Es ist das Fundament jeder manuellen Kameraeinstellung und der Schlüssel zu besseren, kontrollierten Fotos.
Was ist das Belichtungsdreieck?
Das Belichtungsdreieck beschreibt das Zusammenspiel von drei zentralen Kameraeinstellungen: Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert. Sie bestimmen gemeinsam, wie hell oder dunkel dein Foto wird. Verändert man eine dieser Einstellungen, muss mindestens eine der anderen angepasst werden, um die gleiche Belichtung zu erzielen. Um richtig zu belichten, musst du verstehen, wie diese Faktoren zusammenhängen.
Die drei Elemente im Detail
Blende (Aperture)
Die Blende ist eine verstellbare Öffnung im Objektiv, durch die Licht auf den Sensor fällt. Sie wird in sogenannten f-Werten angegeben (z.B. f/1.8, f/5.6, f/11).
- Je kleiner der f-Wert, desto größer die Öffnung – mehr Licht gelangt zum Sensor.
- Eine große Blendenöffnung (z.B. f/1.8) bringt mehr Licht auf den Sensor und erzeugt einen unscharfen Hintergrund (geringe Tiefenschärfe), ideal für Porträts. Dafür muss die Belichtungszeit kürzer oder die ISO tiefer sein.
- Eine kleine Öffnung (z.B. f/11) lässt weniger Licht durch und sorgt für viel Tiefenschärfe, ideal für Landschaftsfotografie. Mit längerer Belichtungszeit oder höherer ISO passt du die Belichtung entsprechend an.
Verschlusszeit (Shutter Speed)
Die Verschlusszeit bestimmt, wie lange der Sensor belichtet wird. Sie wird in Sekunden oder Bruchteilen davon angegeben, z.B. 1/1000s oder 1/30s.
- Kurze Zeiten (z.B. 1/1000s): Frieren Bewegungen ein – perfekt für Sport oder Action.
- Lange Zeiten (z.B. 1/10s): Führen zu Bewegungsunschärfe – oder gezieltem „Wischeffekt“, z.B. bei fließendem Wasser.
Als grober Anhaltspunkte sollte unter 1/60s die Kamera möglichst nicht aus der Hand gehalten werden – es droht Verwacklungsgefahr. Dies ist aber auch abhängig von der Brennweite deines Objektivs. Als Faustregel kannst du dir merken, dass die Verschlusszeit (z.B. 1/50s) nicht länger sein sollte als die Brennweite des Objektivs (in dem Fall also z.B. 50mm). Ein Weitwinkelobjektiv lässt also durchaus längere Belichtungen zu (z.B. bei einem 24mm-Objektiv) als ein Tele im Bereich von 150mm.
ISO
Der ISO-Wert bestimmt die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Früher bezeichnete ASA dieselbe Einheit – das Pendant aus dem amerikanischen Standardisierungssystem. Heute ist ISO international gültig und genormt.
Merke dir folgende Grundwerte:
- Niedrige Werte (ISO 100–400): Beste Bildqualität, ideal bei Tageslicht.
- Hohe Werte (ISO 1600+): Helleres Bild bei wenig Licht, aber auch mehr Bildrauschen.
Moderne Kameras sind bei höheren ISO-Werten deutlich leistungsfähiger. Es ist heutzutage möglich, auch mit ISO 5000 oder gar 10000 (oder noch mehr) brauchbare Bilder zu erstellen; vor allem unter der Annahme, dass diese in der Nachbearbeitung noch entsprechend optimiert und „entrauscht“ werden. Ja das ist alles möglich. Bedenke aber, dass trotzdem ein Teil an Bildqualität verloren geht. Ein „sauberes“ Bild gelingt immer noch mit möglichst niedriger ISO.
Auf unseren Smartphones sieht man diese Unterschiede meist kaum. Aber sobald du ein Bild grossformatig ausdruckst, werden Qualitätsunterschiede sichtbar.
Zusammenspiel im Belichtungsdreieck
Stell dir vor, du willst ein Porträt mit schöner Hintergrundunschärfe. Du wählst also eine große Blendenöffnung (z.B. f/2.0). Dadurch gelangt viel Licht durch das Objektiv auf den Sensor hinein. Um das Bild nicht zu überbelichten, musst du eine kürzere Verschlusszeit oder eine niedrigere ISO wählen.
Oder du fotografierst bei Dämmerung mit wenig Licht. Dann musst du die Blende öffnen (grosse Blende = kleine Blendenzahl), die ISO erhöhen oder die Verschlusszeit verlängern – wobei längere Verschlusszeiten schnell zu Verwacklungen führen können. Am besten nutzt du ab einer gewissen Dunkelheit ein Stativ.
Diese dynamische Balance ist das Herzstück des Belichtungsdreiecks. Kein Parameter ist isoliert – alle beeinflussen sich gegenseitig. Je mehr du das Zusammenspiel von Belichtungszeit, Blende und ISO im manuellen Modus übst, desto mehr gewöhnst du dich daran und kannst in jeder Situation richtig reagiren.
Extra-Tipp: Häufig verwendet man eine hohe ISO, wenn viel Umgebungslicht mit aufgenommen werden soll. Wenn du zum Beispiel an einem Event fotografierst, dann kannst du einerseits mit dem Blitz den Vordergrund mit Personen aufhellen. Gleichzeitig nimmt eine höhere ISO die Umgebung auf, also die Stimmung indoor am Event oder auch outdoor in der Abendstimmung.
Typische Fehler und wie du sie vermeidest
- Rauschen im Bild: Die ISO ist zu hoch. In der Nachbearbeitung z.B. mit Lightroom kann man aber viel korrigieren.
- Verwackelte Bilder: Verschlusszeit war zu lang, Kamera nicht stabilisiert. Erhöhe in diesem Fall die ISO. Es ist in der Regel besser, ein leichtes Rauschen zu haben, als eine Bewegungsunschärfe.
- Alles scharf, auch der Hintergrund: Blende zu klein für Porträtwirkung. Verwende ein lichtstarkes Objektiv und Offenblende, wenn du Unschärfe im Hintergrund haben willst.
- Überbelichtetes Bild trotz kleiner Blende: Verschlusszeit oder ISO falsch gewählt. Dies kann z.B. beim Blitzen passieren, wenn du in heller Atmosphäre mit Offenblende fotografierst. Der Blitz kann meist nur im Bereich von 1/160s gefeuert werden. Falls deine Einstellungen mit Blende und ISO schnellere Verschlusszeiten verlangen, wird das Bild wegen der Blitzsynchronisation überbelichtet.
Wann du welches Element priorisierst
| Situation | Priorität | Warum |
|---|---|---|
| Porträt | Offenblende (kleine Blendenzahl) | Hintergrundunschärfe (Bokeh) |
| Sportfoto | Verschlusszeit | Bewegung einfrieren |
| Konzert | ISO & Blende | Wenig Licht, schnelle Aufnahme nötig bei Nahaufnahmen, mehr Spielraum bei Übersichtsbildern |
| Nacht / Dämmerung | ISO | Wenig Licht vorhanden. Darum bei Porträts blitzen, bei Landschaften Stativ verwenden |
| Landschaft | Blende (grosse Blendenzahl) | Alles soll scharf abgebildet sein |
| im Fotostudio | meist die Blende | ISO spielt kaum eine Rolle, Verschlusszeit nur bei Actionfotos mit Models, also kannst du mit der Blend e die Schärfe sauber steuern |
Häufige Fragen zum Belichtungsdreieck
Was bedeutet ISO genau?
ISO ist die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors. Je höher der ISO-Wert, desto heller wird das Bild – allerdings mit mehr Bildrauschen. Darum beachte zuerst die beiden anderen Faktoren im Belichtungsdreieck.
Warum heißt es Belichtungsdreieck?
Weil Blende, Zeit und ISO wie die Ecken eines Dreiecks zusammenhängen. Verändert man eine, muss man mindestens eine andere anpassen, um die Belichtung auszugleichen. Oder denke an eine Schnur, die in einem Dreieck geformt wird: wenn du an einer Ecke ziehst, beginnen auch die anderen, sich zu bewegen.
Was ist besser – Blende, Zeit oder ISO zu ändern?
Das hängt vom Motiv ab. Für Bewegung: Zeit. Für kreative Bildwirkung wie z.B. unscharfer Hintergrund: Blende. Die ISO sollte möglichst niedrig gehalten werden – als letztes Mittel. Denk daran, dass ISO ab einem gewissen Wert das Bild körnig machen kann.