Was ist Langzeitbelichtung?
Eine Langzeitbelichtung bedeutet, dass der Verschluss der Kamera deutlich länger geöffnet bleibt als bei einer normalen Aufnahme. Je länger die Verschlusszeit, desto mehr Licht sammelt sich auf dem Sensor. Während wir im Alltag oft mit Belichtungszeiten von 1/125s oder kürzer arbeiten, sind bei der Langzeitbelichtung mehrere Sekunden oder gar Minuten üblich. Lange Belichtungszeiten erzeugen Bewegungsunschärfe: bewegte Objekte wie Wasser, Wolken oder vorbeifahrende Autos erscheinen als fließende Spuren, während feste Motive scharf bleiben.
Wann spricht man von einer Langzeitbelichtung? Als Faustregel gilt: Verschlusszeiten langsamer als 1/30s werden als Langzeitbelichtung bezeichnet. Schon bei 1/60s empfiehlt sich die Verwendung eines Stativs, da kleinste Verwacklungen das Bild beeinträchtigen können.
Welche Ausrüstung benötigst du?
- Stativ: Damit lange Belichtungen verwacklungsfrei bleiben, ist ein stabiles Stativ unverzichtbar. Belichtungszeiten ab einer Sekunde lassen sich aus der Hand kaum halten.
- Fernauslöser oder Selbstauslöser: Beim Drücken des Auslösers überträgt sich eine minimale Erschütterung. Ein Fernauslöser verhindert diese Vibrationen; alternativ hilft ein 2-Sekunden-Selbstauslöser.
- Neutraldichtefilter (ND-Filter): In hellem Licht würde eine lange Belichtung schnell zu Überbelichtung führen. Ein ND-Filter wirkt wie eine Sonnenbrille für die Linse und reduziert die Lichtmenge.
- Kamera mit manuellen Einstellungen: Du solltest ISO, Blende und Verschlusszeit manuell einstellen können, wie bei den meisten Spiegelreflex- und Systemkameras.
Einstellungen und praktische Tipps für Langzeitbelichtungen
- ISO und Blende einstellen – Wähle den niedrigsten ISO-Wert deiner Kamera (ISO 100) für bestmögliche Bildqualität und wenig Rauschen. Eine geschlossene Blende (z.-B. f/8–f/16) sorgt für mehr Schärfentiefe und verringert die Lichtmenge.
- Belichtungszeit wählen – Probiere verschiedene Verschlusszeiten aus, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Wasser wirkt bei 1–2-Sekunden seidenweich; Lichtspuren von Autos benötigen 10–30 Sekunden; Sternspuren können mehrere Minuten erfordern.
- Bild komponieren – Suche einen festen Vordergrund, der als ruhiger Anker dient. Achte darauf, dass keine ungewollten Lichtquellen ins Bild gelangen.
- Verwacklungen vermeiden – Verwende ein Stativ und löse mit Fernauslöser oder Selbstauslöser aus.
- ND-Filter nutzen – Am Tag reduzierst du das Licht mit einem ND-Filter. So kannst du auch mittags längere Belichtungen nutzen.
Kreative Anwendungsmöglichkeiten
Langzeitbelichtungen sind vielseitig einsetzbar:
- Lichtspuren in der Stadt – Autos oder Fahrräder zeichnen bunte Linien in der Nacht.
- Glattes Wasser – Flüsse, Seen oder Wasserfälle wirken samtig und ruhig.
- Sternspuren – Dreht sich die Erde, scheinen Sterne Kreisbögen zu bilden; dafür sind Belichtungen von mehreren Minuten nötig.
- Lichtmalerei – Mit einer Lichtquelle kannst du während der Belichtung zeichnen oder schreiben.
FAQ
Ab wann gilt eine Aufnahme als Langzeitbelichtung?
Eine Belichtungszeit unter 1/30s gilt als Langzeitbelichtung. Bereits ab 1/60s solltest du ein Stativ verwenden, um Verwacklungen zu vermeiden. Denk daran: wenn du z.B. nachts in der Stadt bist, ist der Kontrast von der dunklen Umgebung mit Strassen und Gebäuden zu sehr hellen Lichtern (Laternen, Schaufenster, Verkehr) enorm. Eine zu lange Belichtung führt dazu, dass zwar die dunklen Stellen im Bild schön belichtet sind, aber die hellen Lichter völlig überbelichtet. Da muss man HDR-Aufnahmen in Betracht ziehen, als die Aufnahme von mehreren unterschiedlich belichteten Bildern, die nachträglich zusammengefügt werden.
Brauche ich für jede Langzeitbelichtung einen ND-Filter?
Nicht unbedingt. In der Dämmerung oder bei Nacht reicht oft ein niedriger ISO-Wert und eine geschlossene Blende. Bei Tageslicht ist ein ND-Filter hilfreich, um längere Verschlusszeiten zu ermöglichen und eine Überbelichtung zu vermeiden.
Welche Kameraeinstellungen sind ideal?
Die Kameraeinstellungen sind natürlich abhängig vom aktuellen Setting. Gehen wir mal davon aus, du möchtest am Abend oder in der Nacht Lichtspuren von Autos aufnehmen: Stelle die Kamera in den manuellen Modus. Wähle einen niedrigen ISO-Wert, schließe die Blende (etwa f/8–f/16) und experimentiere mit der Verschlusszeit, bis die gewünschte Bewegungsunschärfe entsteht. Sehr wahrscheinlich hast du dabei eine Verschlusszeit von über einer Sekunde, gut und gerne auch mehrere Sekunden. Überprüfe das Histogramm und passe gegebenenfalls an. Ein Fernauslöser verhindert Verwacklungen.